Das Lied von Eis und Feuer 9 - Der Sohn des Greifen by George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 9 - Der Sohn des Greifen by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin [Martin, George R. R.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-641-08863-7


Stinker

Sie gaben ihm ein Pferd und ein Banner, ein weiches Wollwams und einen warmen Fellmantel und schickten ihn los. Dieses eine Mal war er den Gestank los. »Komm mit dieser Burg zurück«, sagte Damon-tanz-für-mich, als er dem zitternden Stinker in den Sattel half, »oder lauf und sieh, wie weit du kommst, ehe wir dich einholen. Das würde ihm gefallen, ganz bestimmt.« Grinsend verpasste Damon dem Pferd mit seiner Peitsche einen Schlag auf das Hinterteil, und der alte Klepper setzte sich wiehernd in Bewegung.

Stinker wagte keinen Blick zurück aus Angst, Damon und der Gelbe Dick und Grunzer und die anderen würden ihn verfolgen; er hatte Angst, dass dies wieder nur einer von Lord Ramsays Scherzen war, eine grausame Prüfung, um herauszufinden, was er tun würde, wenn sie ihm ein Pferd gäben und ihn freilassen würden. Glauben sie, ich würde fliehen? Der Gaul, den sie ihm überlassen hatten, war ein armseliges Tier mit krummen Beinen und halb verhungert; damit durfte er nicht hoffen, den feinen Pferden zu entkommen, die Lord Ramsay und seine Jäger reiten würden. Und nichts liebte Ramsay mehr, als seine bellenden Mädchen auf die Fährte einer frischen Beute zu setzen.

Und wohin sollte er schon fliehen? Hinter ihm befanden sich die Lager der Männer aus Grauenstein und derjenigen, die die Ryswells aus den Bachlanden mitgebracht hatten. Zwischen ihnen lag das Heer aus Hüglingen. Südlich von Maidengraben kam ein weiteres Heer den Damm herauf, ein Heer aus Boltons und Freys, die unter dem Banner von Grauenstein marschierten. Östlich der Straße lagen eine karge, öde Küste und das kalte Salzmeer, westlich die Sümpfe und Moore der Eng, in denen es vor Schlangen, Echsenlöwen und Sumpfteufeln mit ihren vergifteten Pfeilen nur so wimmelte.

Nein, er würde nicht fliehen. Er konnte gar nicht fliehen.

Ich werde ihm die Burg bringen. Ich werde. Ich muss.

Es war ein grauer Tag, feucht und dunstig. Der Wind wehte von Süden, nass wie ein Kuss. In der Ferne waren die Ruinen von Maidengraben zu erkennen, halb verborgen hinter morgendlichen Nebelfetzen. Sein Pferd ging im Schritt darauf zu, die Hufe erzeugten ein leises, feuchtes Schmatzen, wann immer sie sich aus dem graugrünen Schlamm lösten.

Hier war ich schon einmal. Der Gedanke war gefährlich, und sofort bereute er ihn. »Nein«, sagte er, »nein, das war jemand anderes, das war, ehe du deinen Namen gelernt hast.« Sein Name war Stinker. Das durfte er nicht vergessen. Stinker, Stinker, das kommt von stinken, und das reimt sich auf Schinken.

Als dieser andere Mann hier entlanggekommen war, war ihm eine Streitmacht gefolgt, das große Heer des Nordens, das unter dem grauweißen Banner des Hauses Stark in den Krieg zog. Stinker ritt jetzt allein und umklammerte eine Friedensfahne an einem Stab aus Kiefernholz. Als dieser andere Mann hier gewesen war, hatte er auf einem Renner gesessen, der schnell und spritzig gelaufen war. Jetzt ritt Stinker einen alten Gaul, der nur noch aus Haut und Knochen bestand, so dass sich die Rippen abzeichneten, und er ließ das Tier langsam gehen, weil er Angst hatte zu stürzen. Der andere Mann war ein guter Reiter gewesen, doch Stinker fühlte sich auf Pferden nicht wohl.



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